Maxi Hutterer - eine junge Züchterin ist fasziniert von unseren Krüpern

und

ihre Erfahrungen mit den öffentlich-rechtlichen Medien


Ich möchte mich heute mal an die Öffentlichkeit wenden, weil mir etwas mit dem Bayerischen Rundfunk wiederfahren ist, das meiner Meinung nach einfach ein Unding ist. Vorab, dass soll kein Hass-Post voller Beleidigungen werden, ich möchte nur einfach darstellen weshalb ich die Aussagen des BR auf verschiedenen Ebenen unangemessen und unrecht finde und meinen eigenen Standpunkt darlegen.

Ich möchte alle die meiner Meinung sind bitten, den Beitrag zu verbreiten, um dem BR einen Denkanstoß zu geben, indem sie sehen, dass (hoffentlich) viele Menschen ihre Aussagen und Argumente nicht teilen.
Das Ganze wird wohl ein Stück länger, ich möchte euch trotzdem bitten alles zu lesen. Wer will kann aber auch die Vorgeschichte überspringen.

Ich will mit der Vorgeschichte anfangen, um die Sache für jeden verständlich zu machen.
Seit Anfang März 2013 lebe ich aus ethischen Gründen vegan (davor 3 Jahre vegetarisch), lehne aber die Nutzung von Tieren, sofern sie auf artgerechte, nicht ausbeuterische Weise geschieht nicht strikt ab.
Meine ganze Familie/Verwandtschaft lebt omnivor, isst also alles inklusive Fleisch, mit einziger Ausnahme meiner Schwester, die seit Sommer 2014 ebenfalls Veganerin ist.

Seit wir vor ca. 8 Jahren auf’s Land gezogen sind, dachten wir über eigene Hühner nach. 2013 bekam ich die Möglichkeit gerettete Legehennen aufzunehmen und wir entschieden uns am Ende für „ja“. Eine kleine Hühnergruppe mit einem Hahn durfte einziehen.
Geschlachtet sollte von Anfang an keine werden, für die Eier gab es viele, die Interesse hatten.
Da die Hennen eben nun einmal sowieso legen und ich wusste, dass es ihnen bei mir ja gut gehen würde, hatte ich auch kein Problem damit, dass die Eier meiner Hennen gegessen werden.

Im August bekam eine Bekannte von mir sehr viele Tiere, darunter ca. 20 Hühner aus einer Beschlagnahmung. Darunter drei Zuchtstämme stark bedrohter Hühnerrassen (Lachshühner, Deutsche Langschan und Krüper). Da sie die Kapazität nicht hatte, alle Hühner zu behalten (sie hatte auch noch eigene) und ich noch auf der Suche nach einem sozial sicheren Hahn war um meine "Batteriemädels" zu erziehen, nahm ich einen dieser Zuchtstämme auf, ohne wirklich zu wissen, worauf ich mich einließ. Mehr zufällig waren da die Krüper, weil sie mir einfach als erstes angeboten wurden.
Ich hatte kurz recherchiert, weil ich mir unter dem Namen nichts vorstellen konnte, und erfahren wie selten sie sind. Im Jahr 2013 hieß es: ca. 375 Zuchttiere in Deutschland, Diagnose: akut vom Aussterben bedroht.
Ich überlegte und dachte mir dann, es wäre schade, einen gesunden Zucht stamm aus einer bekannten Linie dieser Rasse zu halten und verkommen zu lassen. Mein Vater und ich meldeten uns im örtlichen RGZV und ich zudem noch im SV der Krüper- und Zwerg-Krüperzüchter an.

Bei einer Probezucht mit nur 4 Küken bekam ich einen mächtigen Dämpfer, eines der Küken war auffällig gefärbt und wir waren nicht sicher ob meine Zuchttiere wirklich reinrassig waren. Unser 1. Vorsitzender des SV meinte dann aber, die Junghenne könnte einem offiziell ausgestorbenen Farbschlag angehören, was sich später als richtig herausstellte.
Von da an war ich völlig im Bann dieser Hühner, ich wollte etwas zum Erhalt der Rasse beitragen und noch mehr wollte ich dafür sorgen, dass die Schecken wieder mehr und letztendlich als Farbe wieder anerkannt werden. Ich beschäftigte mich viel mit der Rassegeschichte und mit Genetik.

Der Weg war und ist nach wie vor steinig. Die Krüper sind durch einen Letalfaktor schwer und nur mit wirklich guter Tierauswahl erfolgreich und seriös zu züchten, aber die Freude über jedes gesunde Küken, über jeden kleinen Schecken macht dies wieder gut.

Durch einige wunderbare (Charakter-)Eigenschaften (scharren, fliegen und krähen weniger als andere Rassen, die Haltung von mehreren Hähnen in der Mischgruppe ist überhaupt kein Problem, die Tiere sind instinktsicher, wenig anfällig für Krankheiten und Kälte, zutraulich) und die wirklich gute Legeleistung, die gerade für Leute mit dem Wunsch nach ein bisschen Selbstversorgung toll ist, konnte ich in den kurzen Jahren schon 4 neue Halter für die Krüper in der unmittelbaren Nähe finden.
Die Nachfrage ist mittlerweile so groß, dass ich bis Ende Juni/Anfang Juli nicht mal Eier zum Essen verteilen kann.
Und was mir besonders wichtig ist: Bis heute musste kein Hahn aus meiner Zucht geschlachtet werden. Alle fanden bei anderen Züchtern oder Privatleuten einen Platz. Dies setzt natürlich voraus, dass ich die Anzahl der Nachzuchten eher gering halte, was die Zucht nicht leichter macht, aber bisher hat es geklappt.

Nun kommen wir zum eigentlichen Thema:
Im Februar meldete sich eine Mitarbeiterin des Bayerischen Fernsehen bei mir.
Sie möchte für unser Land vier Rasseportraits über vom Aussterben bedrohte Hühnerrassen drehen und die Krüper wären mit ihre Wunschkandidaten.
An mich vermittelt wurde sie übrigens vom 1. Vorsitzenden unseres Sondervereins.

Sie kam zu mir, schaute sich die Hühner und mich an und wir unterhielten uns über alles Notwendige. Das Gespräch verlief sehr positiv, wir kamen zwar auf das Thema Veganismus, was aber für das Rasseportrait nicht von Bedeutung war und auch mein Aussehen war kein Problem, es hieß sogar es würde sie freuen, mal zeigen zu können, dass nicht nur Rentner Hühner züchten, sondern auch junge Leute Interesse daran haben. Zudem hatte unser „SV-Chef“ sie wohl auch diesbezüglich vorgewarnt.
Dass sie bei mir drehen könnte war eigentlich fix, es wurde auch immer wieder nachgefragt wie weit denn die Zucht sei und ob der Dreh wie geplant im Juni stattfinden kann, das letzte Mal am vergangen Montag (20. Juni).
Am Dienstag kamen dann meine Küken bei mir an (sie wurden in Würzburg bei einem Bekannten ausgebrütet und aufgezogen, weil er mehr Erfahrung und auch bessere Möglichkeiten hat).

Am Mittwoch kam dann die Nachfrage was ich als Veganerin eigentlichen mit den Tieren mache.
Auf meine Antwort dass die Eier zum Großteil in die Zucht gehen und der Rest verschenkt oder gegen eine „Futterspende“ verkauft würde und ich noch nie in die Situation kam, dass einer meiner Hähne bzw. Hühner geschlachtet werden musste, weil ich teilweise sogar mehr Hühner und auch Hähne an Züchter oder Privathalter verkaufen hätte können, als ich tatsächlich abgeben konnte (übrigens leben auch meine „ganz alten“ ersten Krüper noch hier, bis auf zwei die bereits an einem natürlichen Tod verstorben sind), kam dann die Absage. Seriöser weise über Whatsapp.

Die Argumente waren:
„Meiner Chefin ist das zu absurd.“
„Die Hühner schlachten dann wahrscheinlich andere.“
„Erhaltung von Rassen heißt immer auch diese zu nutzen, wegen der Eier, wegen ihres Fleisches, als Streicheltiere, oder wegen Geld! Oder?“ und
„Braucht die Tiere keiner, sterben sie in unserer Gesellschaft aus. Die Hobbyzüchter alleine reißen langfristig auch nicht raus.“

Und das hat mich richtig wütend gemacht.

In erster Linie verstehe ich schon mal grundsätzlich nicht, was meine persönliche Lebensweise, die in der Sendung niemals zur Sprache gekommen wäre, überhaupt mit einem Rasseportrait über die Hühner zu tun hat. Das möge mir der BR bitte erklären.

Ich habe prinzipiell nichts dagegen, wenn jemand die Eier seiner Hühner oder auch die Tiere selbst isst. Ich denke, dass 99 % der Züchter zumindest ersteres tun und ich möchte das auch wirklich nicht verurteilen, zumal es die Tiere wohl alle viel besser und schöner hatten, als ihre Kollegen aus Massentierhaltung (Ich schließe hier auch kommerzielle Biotierhaltung mit ein).

Ich persönlich würde das einfach nicht können und habe für mich einen anderen Weg gewählt und versuche diesen soweit wie möglich auch zu gehen.

Was daran absurd ist erkenne ich bis heute nicht. Ist es die gesellschaftliche Meinung, dass alle Veganer radikale Tierrechtler sind, die Tierhaltung am liebsten komplett abschaffen würden? Dies ist nicht wahr und ich habe mittlerweile viele Veganer kennengelernt, die einfach aus Freude (Nutz-)Tiere halten. Und wenn es „nur“ 3 gerettete Legebatteriehennen sind.
Ich muss ehrlich sein, mir ist es sogar lieber, meine Verwandten und Freunde essen die Eier meiner Hühner, anstatt welche im Supermarkt zu kaufen, weil damit die kommerzielle Tierhaltung ebenfalls nicht weiter unterstützt wird. Nicht jeder ist bereit vegan zu leben, aber auf diesem Wege kann ich dennoch auch etwas für die Tiere aus der Legeindustrie tun.
Käme ich irgendwann in die Situation, wäre es mir auch lieber meine Hühner würden von meinen Eltern gegessen, als dass sie ein Brathähnchen im Supermarkt kaufen. Bei meinen kann ich mir wenigstens sicher sein, dass es ihnen auch gut ging.

Sicher mag es Tierschützer geben, die mich dafür verurteilen, aber ich habe sogar von Seiten anderer Veganer (!) schon Lob für meine „Arbeit“ und auch meine Einstellung bekommen. So verkehrt und „absurd“ kann es also nicht sein.

Die Tiere, die von mir ausgewachsen verkauft werden (Jungtiere gebe ich nur in ganz besonderen Fällen ab) kosten je nach züchterischem Wert (erfüllen des Rassestandards) und Geschlecht 30-50 €.
Nur sehr selten gebe ich Liebhabertiere günstiger ab und das auch nur, wenn ich weiß, dass sie nicht im Kochtopf landen werden. Also an Personen, die ich gut kenne und denen ich auch vertrauen kann.
Seien wir doch mal ehrlich, wer sucht sich Privatpersonen, die eine so seltene Rasse züchten, kauft ein bis drei Tiere für diesen Preis und schlachtet sie dann? Zumal diese Hühner und Hähne mit mindestens 9 Monaten bis weit über ein Jahr ja auch kein saftiges Brathähnchen mehr abgeben würden. Um es mal richtig böse auszudrücken. Die Behauptung ich würde das Schlachten an andere Abschieben um mein Gewissen rein zu halten, empfinde ich offen gestanden schon als persönliche Beleidigung.

Und um noch auf die letzten beiden Aussagen einzugehen, die übrigens sehr vielen sauer aufgestoßen sind:
Der Erhalt von Hühnerrassen hat in meinen Augen nicht zwingend einen „Nutzen“ an sich. Ja, man kann die Eier essen, ja man kann die Hühner essen, aber meiner Meinung nach ist nichts davon ein Muss.
Der Erhalt IST der Sinn beziehungsweise Nutzen hinter der Zucht dieser Rassen. Egal ob Lachshühner, Schlotterkämme, Langschan, Deutsche Reichshühner, Sulmataler, Sennenhühner, Krüper oder wie sie alle heißen.

Bei diesen Aussagen frage ich mich ehrlich gesagt auch, warum der Bayerische Rundfunk überhaupt Rasseportraits über vom Aussterben bedrohte Hühner drehen möchte.
Keine dieser Rassen ist vom Aussterben bedroht, weil sie niemandem gefällt. Sie haben einfach in unserer Wegwerfgesellschaft, in der Profit vor Arterhaltung und Artenvielfalt steht, keinen Nutzen mehr.
Diese Hühner sind ausschließlich für Privathalter interessant, die entweder etwas Besonderes möchten oder, wie ich, mit einem Hauch Idealismus gestraft sind.
Wenn man mit diesen Tieren wirklich Geld verdienen könnte, dann wären sie nicht durch Hybriden ausgetauscht worden, die entweder ab 16 Wochen bis zu ihrem Tod mit 1 ½ Jahren 330 Eier legen, oder mit 5 Wochen ein Schlachtgewicht von an die 2 kg haben.

Mit Hobbytierhaltung lässt sich kein Geld verdienen, im besten Fall finanzieren sich die Tiere irgendwann selbst, vorausgesetzt man rechnet die Anschaffungskosten nicht mit ein.

Allein die Hobbyzüchter haben es aber geschafft, diese Rassen die letzten Jahrzehnte überleben zu lassen und zudem, im Fall der Krüper, nach den beiden Weltkriegen ausgestorbene Farbschläge wieder zu erzüchten. Dieses Argument ist also einfach nur Unfug, denn so wie die Tiere nur für Hobbytierhaltung und javascript:Hobbyzucht interessant sind, haben sie sie die letzten Jahre erhalten und auch vermehrt. Und warum? Weil ihnen Artenvielfalt wichtig ist und sie Freude daran haben.
Die Nutztierindustrie hatte nie einen Anteil daran und wird auch nie einen haben. Ganz im Gegenteil, sie sind die wahren Schuldigen, weshalb die Tiere aussterben.

Die Behauptung klingt für mich so, als wäre die zuständige Vorgesetzte der Meinung, Tiere hätten auch nur dann eine Daseinsberechtigung, wenn sie einen offensichtlichen Nutzen erfüllen. Eier, Fleisch, Schmusen… Geld.
Genau das widerspricht mehr als alles andere meinem veganen Gedankengut. Warum müssen Tiere immer einen Sinn erfüllen, der auch für Außenstehende ersichtlich ist?
Ich habe Freude an meinen Tieren. Ich habe Freude daran zu sehen, wie sie ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben, wie sie gackern, picken und scharren. Eben einfach Huhn sein dürfen. Millionen Nutztiere alleine in Deutschland dürfen nie einfach das sein, was sie eben sind. Ohne, dass man etwas von ihnen verlangt.

Meine Zuchttiere haben Namen, ich kenne ihren individuellen Charakter. Ihre schönen Eigenschaften und ihre Macken. So manchen Tag sitze ich ein paar Stunden einfach nur im Garten und sehe ihnen dabei zu, wie sie glücklich sind. Und das macht mich glücklich. Das ist der Nutzen meiner Hühner.

Und solange es noch andere Spinner wie mich gibt, die sich an den Tieren einfach erfreuen, hat der Erhalt dieser Tiere auch einen Sinn. Selbst dann, wenn sie nur 300 g leicht wären und 5 Wachteleier im Jahr legen würden.  

Meiner Meinung hat da jemand in hoher Position einfach den Sinn seiner eigenen Sendung nicht verstanden.

Meine Familie, Freunde und ich haben zudem auch einen anderen Gedanken. Scheinbar hatte jemand Angst davor, in einer Sendung die, so zumindest das Klischee, überwiegend von Rentnern und Bauern gesehen wird, eine 20-jährige mit bunten Haaren, Tattoos und alleine sechs Piercings im Gesicht der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich bin kein Klischeebayer, den sie bei „Unser Land“ gerne zeigen würden. Ich passe nicht in das gesellschaftliche Bild. Schade, dass diese Angst vor Unbekanntem nun die Unschuldigsten ausbaden müssen.

Ich habe keinerlei Interesse mehr an dem Beitrag. Es tut mir leid für die Hühner und ich hätte das ihnen zuliebe gerne gemacht, aber ich bin einfach nur wütend und fühle mich vom Bayerischen Fernsehen auch persönlich beleidigt.

Auf meine Nachfrage kam übrigens keine Antwort mehr. Man will mir das offensichtlich nicht einmal erklären. Sehr seriös, gerade für einen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender.

Danke an alle die bis hierher durchgehalten haben und hinter mir stehen.